Ich habe ja bereits in meinem Beitrag letzte Woche angedeutet, dass mich ein plötzlich aufflammendes Interesse an Kunststoffen ereilt hat. Und was soll ich sagen!? Ich bin natürlich wieder richtig fleißig gewesen und habe viele schöne Dinge herausgefunden…
Du hast ja sicher schon bemerkt, dass die Überschrift „Acrylglas“ und nicht „Kunststoff“ heißt.
Das hat natürlich auch einen Grund: Kunststoff ist ein recht allgemeiner Begriff. Würde ich das nun erklären wollen, bräuchte ich erstens super viel Platz und zweitens würde es euch nicht viel nützen, da du ja nicht Kunststoff verarbeiten willst, sondern eben Acrylglas, Polycarbonat, PVC oder andere Kunststoffarten.
Für meinen heutigen „Some facts about“-Beitrag musste ich somit eine Entscheidung treffen und die fiel für Acrylglas.
1. Erst einmal ein bisschen Allgemeines
Acrylglas ist eine Bezeichnung aus dem Volksmund, die sich aufgrund des unhandlichen Namens „Polymethylmethacrylat“ recht schnell etablierte. Du kennst ja mit Sicherheit auch den Begriff Plexiglas, oder? Der steht ebenso für Acrylglas und ist eigentlich ein Markenname – so, wie Tempo oder Zewa etwa.
Ende der 20er Jahre wurde Acrylglas ziemlich zeitgleich in Deutschland, Großbritannien und Spanien entwickelt. 1933 schaffte es der Kunststoff dann zum ersten Mal in den Markt.
Für mich als Kontaktlinsenträgerin war insbesondere der Fakt interessant, dass die ersten Kontaktlinsen aus Kunststoff bereits 1939 aus PMMA (=Polymethylmethacrylat) hergestellt wurden.
Eines der ersten Alltagsprodukte aus Acrylglas waren übrigens Deckel von Radio-Plattenspielern und auch in der Medizin ist dieses Material sehr beliebt.
2. Und wo findet man Acrylglas nun genau?
Eine Sache, die uns täglich bestimmt hunderte Male begegnet und zu gewissen Teilen aus Acrylglas besteht, ist das Auto. Ja, tatsächlich! Der Kunststoff findet sich hier sowohl in den Blinker- und Rückleuchtengläsern, Reflektoren und Lichtleitern, als auch in den Tür- sowie Säulenverkleidungen.
Etwas interessanter ist im Zusammenhang mit ProKilo Do it Yourself allerdings der Einsatz von Acrylglas im Bauwesen. Hier wird es etwa für Industriefußböden oder Verglasungen in Form von Stegplatten bzw. Doppelstegplatten genutzt.
Außerdem eignet es sich hervorragend zur Abdichtung und Beschichtung von Balkon, Terrasse oder Treibhäusern.
Doch auch in der Wohnung oder im Haus ist es durchaus von Interesse, da es zum Beispiel beim Bau von Sanitärbauteilen, Möbeln, Raumteilern, Türfüllungen oder Lampenschirmen genutzt wird.
Und wenn du so die Straße entlang gehst und mal rechts und links schaust, siehst du zudem das ein oder andere Firmenschild, das mit Acrylglas gebaut wurde. Besonders schön sind diese dann, wenn sie auch noch hinterleuchtet werden.
Außerdem haben wir dieses Material auch ständig in den Händen: Schüsseln, Gehäuse von Küchengeräten, Behälter, Salatlöffel, Salz- und Pfeffermühlen können durchaus auch aus PMMA bestehen – oder sogar Schmuck wie etwa Piercings oder Uhrengläser!
Wie man schon merkt, ist Acrylglas ein sehr vielseitiger Kunststoff und kann für tausende Möglichkeiten eingesetzt werden. Die hier Genannten sind noch längst nicht alle!
3. Und wenn ich nun damit arbeiten will?
… dann haben wir natürlich richtig gute und vor allem nützliche Tipps für dich!
Zunächst einmal gibt es ein paar schöne Tipps zum Acrylglas allgemein: diesen Kunststoff gibt es in vielen verschiedenen Farben und Formen und er hat im farblosen Zustand eine unübertroffene Klarheit – Acrylglas kann dabei sogar lichtdurchlässiger als Glas sein! Durch seine UV-Beständigkeit vergilbt es auch nicht bei starker Sonneneinstrahlung – das Material ist nämlich sehr witterungsbeständig.
Zudem ist er schlag- und stoßunempfindlich, allerdings zerkratzt er leicht. Auch verdünnte Säuren und Laugen sowie Benzine und Öle können PMMA nichts anhaben. Nur Feuer ist für Acrylglas gefährlich, da es leicht brennbar, allerdings nur schwer entflammbar ist.
4. Feuer und Flamme für Acrylglas
Willst du Acrylglas nun etwa in eine bestimmte Form bringen und biegen, so ist es erst einmal gut zu wissen, dass es bereits bei 100 °C beginnt sich zu verformen.
Um nun wirklich saubere Resultate zu erzielen und auch größere Biegungen durchführen zu können, solltest du Acrylglas dann aber doch auf bis zu 160 °C erhitzen. Wie? Indem du die gewünschte Form beispielsweise in Holz einarbeitet, das Acrylglas dann über die Form legst und in den Backofen schiebst. Ja, richtig gelesen: in den Backofen.
Ist der Kunststoff dann genug erhitzt, kannst du ihn ganz leicht – mit Handschuhen an, versteht sich! – bearbeiten und dir etwa einen schönen, exklusiven Zeitschriften- oder CD-Halter bauen.
Wichtig ist, dass Acrylglas sehr anfällig für alles ist, was kratzen könnte. Das fängt leider schon beim herrkömmlichen trockenen Putzlappen an. Also immer sehr vorsichtig sein und bestenfalls ein leicht feuchtes Microfasertuch verwenden, denn wir wollen ja nicht das schöne Ergebnis mit Kratzern ruinieren! 😉
Soll die Biegung aber genau rechtwinklig und nur an einer Stelle sein, so empfiehlt sich doch eher ein Heißluft-Föhn, um die richtige Form zu erreichen. Hier ist allerdings Vorsicht geboten: nicht zu nah mit dem Föhn an das Acrylglas kommen, denn PMMA ist nicht hitze- oder feuerbeständig!
5. Hier ein Loch und dort ein Loch
In manchen Fällen ist es auch vonnöten, in die Acrylplatten Löcher zu bohren – etwa, um die Platte irgendwo anbauen oder anhängen zu können. Natürlich ist auch dies kein Problem und geht sogar zuhause mit dem herkömmlichen Akkuschrauber oder Bohrer.
Der Bohraufsatz sollte allerdings wirklich scharf sein und auch nur bei geringer Drehzahl verwendet werden, da das Acrylglas ja hitzeempfindlich ist. Wichtig ist auch, nicht zu viel Druck auszuüben, damit das Acrylglas nicht bricht.
Und auch hierbei gilt, dass das Acrylglas sehr kratzanfällig ist, also klebt lieber die Umgebung des Bohrlochs ordentlich ab.
Wenn du dir nicht ganz sicher hinsichtlich der Temperaturentwicklung während des Bohrvorganges bist, kannst du auch ein spezielles Bohröl-Wasser-Gemisch auf die Bohrstelle geben.
6. Da muss ein Stückchen weg… oder doch dazu?
Du hast dir eine Acrylglas-Platte gekauft und sie ist dir noch zu lang oder soll ein bestimmtes Muster eingearbeitet haben?
Auch hier kannst du die hauseigenen Geräte benutzen: eine Stichsäge mit einem mittleren Sägeblatt oder auch eine Band- oder Kreissäge sind hierfür geeignet. Vorsicht ist geboten, da wir ja nicht wollen, dass das Acrylglas gleich wieder verschweißt wird. Also auch hier bitte nur langsam und vorsichtig sägen und immer darauf achten, dass nicht zu viel Hitze entsteht.
Den Bereich der Sägenauflagefläche solltest du zudem mit Kreppband abkleben, um unnütze Kratzer zu vermeiden. Wenn du all das beachtest, dürfte dann beim Schnitt auch nichts mehr schief gehen.
Manchmal ist es aber nicht zu viel Material, sondern zu wenig. Um die Acrylglas-Platte zu erweitern, kann man zum Beispiel mit speziellen Klebern zusätzliches Material anbringen.
Die zu klebende Fläche sollte hier aber sehr gründlich gesäubert werden, da sonst der Kleber nicht vollständig wirken kann. Mach das aber bitte nicht mit Aceton! Das ist zwar auch meine Wunderwaffe bei fast allem, leider löst es aber PMMA auf und ist daher eher nicht so gut zu gebrauchen. Besser ist zum Beispiel ein Feuerzeugbenzin.
Hast du die Fläche restlos sauber gekriegt (und darauf solltest du wirklich achten, weil man am Ende jedes eingeschlossene Staubkorn direkt sieht), dann kannst du den Kleber auftragen und alles für die Trocknungszeit mit Gummiklemmen fixieren. Schon hält es!
Bei ProKilo bekommst du auch viele verschiedene Produkte aus Kunststoff, auch insbesondere aus Acrylglas!
Hast d noch Fragen oder Anregungen?