Es ist ja schon beinahe ProKilo-Tradition: unser Blog-Interview. Nun hat sich auch der sympathische Künstler Heiko Lahne, der die Fassade des Unperfekthauses in Essen gestaltete, unseren Fragen gestellt. Heraus kam ein Interview mit vielen überraschenden Antworten…
Hi! Erzähl doch mal bitte kurz, wer du bist!
Mein Name ist Heiko Lahne, ich bin 34 Jahre alt und seit September 2011 als Möbeldesigner und freischaffender Künstler selbstständig. Ich habe eine Ausbildung als Anlagenmechaniker mit der Fachrichtung Versorgungstechnik bei einem großen Energieversorger gemacht und dann 9 Jahre als Monteur im Gasnetz bei einem Stadtwerk im Münsterland gearbeitet. Von 2009 bis 2011 war ich 2 Jahre auf Reisen und habe danach mein Hobby zum Beruf gemacht. Meine Firma heißt „Möbeldesign und Wohnkunst Heiko Lahne, Kuban Wood & Metal Werks“ und ist im Internet unter www.kwmw.de zu finden.
Du hast mit unserem Material eine Kugelbahn erstellt. Erzähl doch mal ein bisschen darüber! Wie kam es dazu? Und warum hast du dich dabei für ProKilo-Material entschieden?
Die Idee der Kugelbahn entstand nach der Anfrage von Herrn Wiesemann, ob ich eine Installation ähnlich der im Kunsthof Dresden Neustadt bauen könnte. Da dies nicht möglich und einfaches kopieren auch nicht erstrebenswert ist, kam mir die Idee, eine überdimensionale Kugelbahn zu bauen.
Also entwarf ich die Kugelbahn auf Basis von 125’er und 160’er KG-Rohren aus dem Kanalbau und Acrylglas-Rohren. Dazu kommen viele, ganz unterschiedliche Elemente in denen die Bälle unterschiedliche Funktionen durchlaufen, z.B. ein „Flipper“, ein bewegtes Zahnrad, läutende Glocken, etc.
Auf Knopfdruck wird ein Aufzug gestartet, der vollautomatisch 2 unterschiedlich große Bälle oben in die Kugelbahn abkippt. Die Bälle rollen erst gemeinsam, trennen ihre Wege dann schnell in 2 unterschiedlich farbige Wege und laufen dann per Gefälle parallel nach unten. Dort werden sie von dem Aufzug wieder aufgenommen. Am Abend ist die Kugelbahn dann beleuchtet.
Den Bau habe ich (mithilfe von einem Airbrusher für die farbliche Gestaltung an 3 Elementen, einem Phyiker für die Steruerung und meinem Bruder für die Herstellung einer Magnetrutschkupplung) in 4,5 Monaten durchgeführt.
Von ProKilo habe fast alle Metall-Materialien (viel Rundstahl, die gesamte Unterkonstruktion der Rohre und ganz viel Kleinmaterial) gekauft und das Schienensystem für den Aufzug. Der Grund dafür ist ganz einfach: ProKilo füllt eine Nische aus, die für Künstler und Handwerker, die mit Stahl im „kleinen“ Rahmen arbeiten, perfekt ist. Im Baumarkt bekommt man in der Regel nur kurze Längen in zu kleiner Auswahl und zu teurem Preis. Der Stahl-Großhandel wiederum ist an „kleinen Fischen“ wie Künstlern nicht interessiert und bietet zudem keinerlei Service. Daher denke ich, dass das Unternehmen ProKilo ideal ist für Menschen, die im kreativen Bereich arbeiten. Eine Richtung, in die sich das Unternehmen aufgrund oben genannter Gründe vielleicht sogar mehr orientieren sollte.
Und hast du auch schon vorher mit ProKilo-Material gearbeitet?
Ich arbeite eigentlich regelmäßig mit ProKilo-Material. Vor etwa 2 Jahren habe ich schon mal eine große Skulptur als Fassadengestaltung entworfen und gebaut und dafür fast ausschließlich euer Material verwendet. Damit habe damals auch den Preis für Euren Wettbewerb „Zeig was du kannst“ gewonnen.
Ansonsten verarbeite ich Material von euch regelmäßig an meinen Designer-Möbeln und anderen kreativen Projekten. (Fotos auf www.kwmw.de)
Wie bist du eigentlich auf ProKilo aufmerksam geworden?
Ein befreundeter Künstler, der jetzt auch an der Kugelbahn mitgeholfen hat (Illustrator Matthias Scheidig), hat mir vor etwa 3 Jahren einen eurer Kataloge aus der Filiale in Mülheim in die Hand gedrückt. Danach verging einige Zeit und als ich dann das erste Mal Bedarf hatte und dort Material bestellte, war ich endgültig überzeugt.
Was gefällt dir besonders daran, mit Metall und Kunststoff zu arbeiten?
Eigentlich ist Material, welcher Form auch immer, nur die Ausgangsbasis für die Umsetzung meiner kreativen Ideen. Ich arbeite grundsätzlich mit Stahl, Alu, Holz, Kunststoff, Lack, Elektrik und was auch immer verwendbar ist. Dabei liegt im Möbelbau der Schwerpunkt natürlich auf dem Material Holz, allerdings verarbeite ich gerne sehr viel verschiedene Metalle an den Einzelstücken.
Was die Arbeit mit Metall im Allgemeinen angeht, so liegt mir dieses Material schon aufgrund meiner Ausbildung besonders.
Meine Erfahrung ist diese: Holz ist zwar einfacher zu verarbeiten, macht danach allerdings was es will (Holz ist ein „lebendiger“ Werkstoff, der sich verzieht, dehnt und zusammenzieht). Metall ist härter und daher schwerer zu verarbeiten, aber wenn man es erstmal in der Form hat, in der man es haben will dann bleibt es so.
Und was machst du, wenn du mal keine Projekte bearbeitest?
Ich arbeite eigentlich immer an eigenen Projekten, da ich mit dieser Arbeit selbstständig bin. Wenn ich keine Auftragsarbeiten (Möbeldesign oder kreative/künstlerische Aufträge) mache, dann arbeite ich an Projekten, die ich später zum Kauf anbiete. Diese Projekte bergen zwar ein finanzielles Risiko, da ich nie weiß, ob ich sie verkaufen kann, allerdings liegen sie mir besonders am Herzen, da sie die volle künstlerische Freiheit bieten.
Was geht denn für dich so gar nicht?
Grundsätzlich alles, was den Grundsatz „Leben und leben lassen“ (biblisch gesagt „Liebe deinen nächsten wie dich selbst“) verletzt. Besonders als selbstständiger Künstler bekommt man zu spüren, wenn man ausgenutzt, benachteiligt, aber auch geschätzt, gewürdigt und anständig behandelt wird.
Ansonsten kann ich Großmäuligkeit und Hochstaplerei nicht leiden. Nur zu oft sehe ich, dass viele mit dem Mund regelrechte Wunder zu Stande bringen, aber leider nie irgendwas daraus wird.
Und was geht einfach immer?
Was immer geht, ist Begeisterung. Wer sich für etwas begeistert, der schätzt die Dinge, lässt sie sich etwas wert sein. Freude zu bereiten ist eine der schönsten Seiten meines Jobs.
Wo würdest du total gern mal Urlaub machen?
Downunder, Südost-Asien. Habe ich beides schon bereist. Wunderbare Menschen, ein anderes Leben. Besonders in NZ habe ich schon viel gearbeitet und würde gerne für einige Zeit dort leben.
Mein größter Traum wäre es, wenn…
… ich es schaffe etwas zu erschaffen, das mit den Arbeiten meiner Vorbilder (Künstler aus dem Jugendstil, Schriftstellerei, verschiedene bildende Künste) mindestens mithalten kann. Getreu dem Leitsatz „Kunst sei exorbitant oder gar nicht“ (naja, ein sehr hoher Anspruch, aber für „kleine Brötchen backen“ ist das Leben zu kurz).
Danke für das wunderbare Interview und viel Erfolg bei deinen weiteren Projekten!
Wie sieht es denn bei dir aus? Traust du dich ans Heimwerken mit Metallen heran?