Es ist eine weit verbreitete Annahme, dass jeder Edelstahl rostfrei ist. Unsere Kundenberater von ProKilo erreicht immer wieder die Frage, ob das stimmt? Tatsächlich ist nicht jeder Edelstahl rostfrei. Sogar nichtrostender Edelstahl kann unter bestimmten Bedingungen korrodieren. Warum das so ist, erfahrt Ihr in unserem heutigen Blog-Beitrag.
Wie im Titelbild ja eigentlich schon erkennbar, ist die Antwort, ob Edelstahl überhaupt rosten kann: Ja! Das kann er.
In diesem Beitrag möchte ich dir jedoch nicht erklären, ob er das kann, sondern warum er das kann und mit dem Mythos aufräumen, dass Edelstahl gleich rostfrei bedeutet.
Zunächst einmal sollte man natürlich wissen, was Edelstahl eigentlich ist.
Was ist Edelstahl eigentlich?
Edelstähle sind Stähle, die einen besonders hohen Reinheitsgrad aufweisen. Das bedeutet, dass ihr Gehalt an Schwefel und Phosphor nicht höher als 0,025 % sein darf. Das bedeutet aber nicht, dass jeder Edelstahl immer korrosionsbeständig oder gar korrosionsfrei ist. Es gibt nämlich durchaus Edelstähle, die genauso aussehen – und auch genauso rosten – wie ein S235 etwa.
Welche Arten von Edelstahl gibt es überhaupt?
Grundsätzlich wird der Begriff Edelstahl in legierte, unlegierte und nichtrostende Edelstähle unterteilt. In diesem Zusammenhang werden nichtrostende Stähle auch gerne nur als Edelstahl bezeichnet.
Um die Frage zu beantworten wann „Edelstahl Rostfrei“ rosten kann, muss zunächst geklärt werden warum gewöhnlicher Stahl rostet. Unlegierte Stähle bzw. un- und niedriglegierte Edelstähle bestehen in erster Linie aus dem chemischen Element Eisen. An der Atmosphäre kann das Eisen des ungeschützten Stahles in Verbindung mit einer feuchten, sauerstoffhaltigen Umgebung Eisenoxid (Rost) bilden.
Der Sauerstoff reagiert auch auf die Oberfläche des nichtrostenden Edelstahls. Da nichtrostendende Edelstähle per Definition einen Chromgehalt von mindestens 10,5 % enthalten müssen, reagiert der Sauerstoff bevorzugt mit dem Chrom. Es bildet sich eine festhaftende, dichte Chromoxidschicht anstelle einer Eisenoxidschicht. Diese Chromoxidschicht wird in der Technik Passivschicht genannt. Sie ist wenige Atomlagen dick und unsichtbar. Kleine mechanische Beschädigungen der Schicht, werden in Gegenwart von Sauerstoff umgehend selbstheilend repariert.
Die umgangssprachlich bekanntesten nichtrostenden Edelstähle sind V2A und V4A. Der V2A ist auch als 18-8 oder 18-10 im Bereich der Haushaltsartikel, wie bei z. B. Töpfen oder Bestecken bekannt. V4A besitzt eine hohe Korrosionsbeständigkeit und wird aus diesem Grund gerne in Schwimmbädern und der chemischen Industrie eingesetzt.
Warum rostet Edelstahl nun?
Dass unsere korrosionsbeständigen Stähle (besser bekannt als “Edelstähle”) nun rosten können, hat folgenden Grund: In fast allen korrosionsbeständigen Stählen findet man einen hohen Chrom-Anteil, durch den sich ab einem Wert von 12 % eine undurchlässige Chromoxidschicht an der Oberfläche bildet. Diese Schicht schützt den Stahl gegen die unerwünschte Korrosion und selbst, wenn diese zerstört wird, bildet sie sich einfach neu – immer vorausgesetzt, es gibt noch genug Chromanteil.
Du ahnst es bestimmt: Fehlt nämlich der Chrom oder sinkt auf einen zu niedrigen Wert, wird der Stahl unweigerlich an dieser Stelle rosten – und das passiert auch immer wieder und ist in vielen Betrieben zu beobachten.
Zur Erklärung folgende praktische Beispiele:
Beispiel 1: Du hast draußen am Haus ein Edelstahlgeländer aus nichtrostendem Edelstahl. In der Nähe befindet sich eine Kreuzung. Beim Bremsen der Fahrzeuge entsteht Bremsstaub mit rostendem Stahlpartikeln, die über die Luft auf dem Edelstahlgeländer landen. Durch Luftfeuchtigkeit oder Regen, können diese mikroskopisch kleinen Partikel auf der Edelstahl Rostfrei Oberfläche korrodieren. Man spricht hier von Flugrost. Wenn man diese „Flecken“ rechtzeitig säubert bleibt die Korrosionsbeständigkeit erhalten.
Beispiel 2: Du hast in Ihrer Küche eine Spüle aus Edelstahl Rostfrei. Wenn du eine Büroklammer in das noch feuchte Spülbecken legst, ist diese nach nur einem halben Tag gerostet. Entfernst du die Klammer aus dem Becken, siehst du auf der Spüle eine leichte Verfärbung, die der Kontur der Büroklammer entspricht. Die Reste des Rostes sind auf die Klammer zurückzuführen. Sie ist mit einem im Haushalt üblichen Putzlappen problemlos zu entfernen.
Was ist Kontaktkorrosion und was bedeutet Flugrost?
Wird die Korrosion beim Kontakt zweier unterschiedlicher Metalle erzeugt, wird diese gerne als „Kontaktkorrosion“ bezeichnet. Diese geht immer mit einem verstärkten Korrosionsangriff auf das „unedlere“ Metall der Paarung einher. In dem genannten Beispiel wäre das die Büroklammer. Kommt Nichtrostenden Edelstahl mit anderen Gebrauchsmetallen wie z. B. Eisen oder Aluminium in Kontakt, ist dieser der edlere Partner und eine Korrosionsgefährdung ist somit nicht gegeben, solange die Passivschicht vorhanden ist.
Wie läuft das nun genau ab? Wird der Edelstahl falsch gelagert, durch einen Stahlzinken des Gabelstaplers beschädigt oder durch Flugpartikel beim Schleifen, Bohren oder ähnlichem berührt, werden Eisenpartikel auf die Oberfläche gebracht und verbinden sich leitend mit dieser. Da Chrom nun mit 0,91 Volt unter der Spannungsreihe von Eisen (0,77 Volt) liegt, “opfert” er sich: der Chromanteil sinkt und sobald er unter 12 % liegt, kann keine Chromoxidschicht mehr gebildet werden – der Edelstahl rostet!
Wie kannst du Rost auf Edelstahl vermeiden?
Damit die Oberfläche des Edelstahls frei von Rost bleibt, ist es zwingend erforderlich Edelstahl regelmäßig zu reinigen. Nur auf sauberen Oberflächen kann sich eine neue Schutzschicht bilden. Wie das genau geht zeigen wir dir hier.
Pflegezubehör gibt es dazu in unserem Onlineshop.
Quelle: picjumbo
Wie kann man Rost an nichtrostenden Edelstahl entfernen?
Sollte es dennoch zur Rostbildung gekommen sein gibt es ein paar Tricks wie man Rost entgegenwirken kann.
Die Art der Reinigung von Produkten aus Edelstahl ist stark abhängig vom Grad der Verschmutzung. Liegt eine leichte Oberflächenverfärbung vor, reicht es in der Regel einen handelsüblichen Schwamm, Wasser und ein Geschirrspülmittel zu verwenden. Nach dem Reinigungsvorgang ist mit sauberem Wasser nachzuspülen und die gereinigte Oberfläche zu trocknen.
Zeigen sich die Flecken hartnäckig, kann mit einer milden Scheuermilch und Schwamm gearbeitet werden. Hier nachträglich auch mit Wasser nachspülen und trocknen. Grundsätzlich sollten im privaten Bereich chlorhaltige Reinigungsmittel vermieden werden.
Sind ausgeprägte Beschädigungen zu erkennen, müssen zwecks Materialabtrags Schleifmittel eingesetzt werden. In der industriellen Anwendung werden die Edelstähle gerne in säurehaltigen Beizbädern gebeizt.
Und wie kann ich Edelstahl nach meiner Bearbeitung schützen?
Musste das Rohr doch um ein paar Zentimeter gekürztwerden?
Musste doch ein Loch gebohrt werden?
Jetzt ist Vorsicht geboten!
Die offenen Stellen des Materials sind nun sehr empfindlich. Schütze diese mit einem Edelstahl-Spray und stelle die korrosions- und witterungsbeständige Oberfläche wieder her.
Allgemein gilt: Verwende Gleiches mit Gleichem.
Wenn das neue Treppengeländer aus einem Edelstahlrohr als Handlauf gebaut werden soll, wähle unbedingt die Wandbefestigungen auch aus Edelstahl.